Funkien aus Samen ziehen

Text und Foto: Eurohosta+V.Mirka, März 2021

         
   

In der letzten Zeit haben wir von unseren Kunden und den begeisterten Hostazüchtern mehrere Ersuchen um Informationen erhalten, wie man Hostas aus Samen großziehen kann. Funkien aus Samen ziehen, diese Aktivität wird Ihnen viel Spaß bringen. aber es hat bestimmte Regeln, die befolgt werden müssen.

Ein wenig Theorie am Anfang...

In jeder Funkenblüte befinden sich männliche (Staubblätter) und weibliche (Griffel und Narbe) Strukturen. Wenn Sie Pollen auf die Narbe einer anderen übertragen, wird die feuchte Narbe dazu führen, dass die Pollenkörner keimen, und langsam in Richtung Fruchtknoten wachsen, wonach die Samen zu reifen beginnen. Jede Pflanze die aus solchen Samen heranwächst ist einzigartig, da sie sowohl Gene von der Vater-, als auch von der Mutterpflanze geerbt hat. Diesen Prozess nennt man geschlechtliche Vermehrung bei Pflanzen, und er führt zur Entstehung von neuen und einzigartiger Hybriden, Kulturvarietäten und Sorten. Auf der anderen Seite, wenn Sie die exakt gleiche Pflanze vermehren wollen, so dass alle Nachkommen identisch mit der Mutterpflanze sind, sollten Sie eine der vegetativen Vermehrungsmethoden verwenden, wie z.B. Stecklinge, Veredelung usw. Stecklingsvermehrung ist die am häufigsten verwendete künstliche Vermehrungsmethode, wobei stücke der Mutterpflanze entfernt werden, und in eine geeignete Umgebung gestellt werden, so dass sie zu einer neuen Pflanze heranwachsen können - einem genetisch identischen Klon der Mutterpflanze.

In der Natur werden Funkienblüten durch Bienen und andere Insekten bestäubt. Lasst uns also natürlich entstandene Samen sammeln und anziehen, oder versuchen Pflanzen für die Vermehrung auszuwählen - sie zu hybridisieren. Sie können individuelle Pflanzen bekommen, die nirgendwo sonst wachsen.

Nicht alle Hosta Sorten produzieren Samen. Viele Hosta Sorten produzieren gar keine Samen - sie sind steril. Schauen sie im Garten, oder im Internet nach, welche Sorten Samen produzieren, und verwenden sie diese für die Hybridisierung. Manche anderen können zwar im Prinzip Samen bilden, tun es aber nicht, weil ihre Blüten nicht leicht von Insekten bestäubt werden können. Manche Funkienblüten haben sehr lange Griffel, so dass die Narbe außerhalb der Blüte hervorsteht, so dass übliche Insekten wie z.B. Honigbienen und Hummeln die Narbe nicht erreichen können, und dementsprechend keine Pollen von den Staubblättern übertragen können.

Hosta Samen in der Kapsel. 

Ein Paar nützliche Ratschläge

Es ist sehr schwierig duftende Funkien (Hybriden der Hosta plantaginea) zu bestäuben. Sie haben große, duftende Blüten, und ihre Staubblätter produzieren große Staubbeutel mit großen Pollenkörnern, die nicht kompatibel sind mit den meisten anderen Funkienblüten. Wegen dieser Inkompatibilität zwischen den Pollenkörnern und der Narbe, gestalten sich Kreuzungen schwierig, und es ist nicht sehr einfach ihre eigenen duftenden Funkien zu bekommen…

Manche Funkien haben bestäubungsfähige Pollenkörner, aber die Fruchtblätter sind steril. Beachten Sie dies, wenn sie mit solchen Kulturvarietäten arbeiten.

Funkien mit einer weißen Mitte (wie z.B. „Cherry Berry“) können zwar Samen bilden, die Keimlinge sind aber weiß, und bilden kein Chlorophyll. Wegen dieses Chlorophyllmangels sterben die Jungpflanzen schon bald nach der Keimung.

Die Samenkapsel kann einfarbig (grün oder gelb), oder auch zweifarbig sein. Manche Funkienzüchter meinen, dass die zweifarbigen Samenkapseln vielversprechender sind um gestreiften Sämlinge zu erhalten.

Bestäubung...

Es ist sehr einfach. Nehmen sie die Staubblätter ihrer ausgewählten Sorte, und übertragen sie die Pollen auf die Narbe einer anderen Sorte. Danach brauchen Sie nur warten, bis die Mutterpflanze Samen gebildet hat. Das ist alles.

Am Abend bevor sie ihre Blüten bestäuben wollen, wählen sie die richtigen Sorten und die richtigen Blüten als “Vaterpflanze” aus. Öffnen Sie danach die Blüte und entnehmen Sie die Staubblätter. Bewahren Sie diese bis zum nächsten Morgen in einer kleinen Dose auf, in einem trockenen Raum, oder in einer anderweitig geschützten Lage. Die Staubbeutel werden am Morgen aufgehen und die gelben Pollen werden zum Vorschein kommen. Vergessen Sie natürlich nicht die Dosen zu beschriften, so dass Sie wissen welche Pollen zu welcher Sorte gehören. Pollen bleiben mehrere Tage bestäubungsfähig, so dass Sie diese nicht jeden Tag sammeln müssen…

Hummeln wachen früh am Morgen auf, ungefähr um 5 Uhr, und Bienen ungefähr eine Stunde später. Wenn Sie nicht schnell genug sind, werden sie die Blüten bestäuben statt Ihnen! Die Lösung? Öffnen Sie früh am Morgen die Blüte der Mutterpflanze, und verwenden Sie eine Pinzette oder kleine Schere um die Staubblätter herauszunehmen. Passen Sie auf um das Fruchtblatt nicht zu beschädigen, bzw. die Blüte nicht mit dem eignen Pollen zu bestäuben.

Machen Sie die Bestäubung bevorzugt zwischen 10-11 Uhr am Morgen. In dieser Zeit sind die Narben am besten entwickelt und reif, so dass Sie die höchste Wahrscheinlichkeit einer erfolgreichen Bestäubung haben.

Nach ein paar Tagen wird es ersichtlich sein ob die Bestäubung der Blüten erfolgreich war, in dem Sie die Entwicklung der Samenkapseln beobachten. Halten Sie die Kapseln sauber von Blütenüberresten, um Pilzinfektionen vorzubeugen.

Wenn schwarze Samen in der Kapsel vorhanden sind, können Sie anfangen diese einzusammeln. Bewahren Sie die offenen Kapseln auf einem warmen und trockenen Ort. Lassen Sie diese ein paar Tagen trocknen. Sammeln Sie danach die Samen und bewahren Sie sie auf einem dunklen, trockenen Ort bis zur Aussaat.

Lassen Sie die Samenkapseln ein paar Tagen trocknen

Samen aussäen...

Es gibt mehrere Möglichkeiten, wie man aus Hosta-Samen junge Pflanzen großziehen kann. Die Hosta-Samen haben nur eine sehr kurze Keimfähigkeit, deswegen säen Sie sie je früher aus. Einige bei der Zimmertemperatur bis zum Frühling aufbewahrte Samen verlieren ihre Keimfähigkeit und Samenaufgehen der Frühlingsaussaat ist schwächer als der Herbstaussaat. Einige Züchter haben gute Erfahrungen mit dem Aufbewahren von Samen für eine längere Zeit oder sogar für ein paar Jahre im Gefrierschrank. Wir selbst haben aber keine Erfahrungen mit dieser Art der Aufbewahrung.

Säen Sie im Herbst draußen aus

- Im Oktober oder November kaufen Sie die Aussaaterde von guter Qualität und säen Sie die Samen in die Blumentöpfe mit einem Durchmesser von 10-20 cm aus.

- Säen Sie die Samen genügend dicht aus, hinsichtlich der erwarteten schwachen Keimfähigkeit.

- In einen Blumentopf säen Sie immer die Samen von einer Mutterpflanze aus. Bezeichnen Sie den Blumentopf mit dem Namen von „Mutter“ und „Vater“.

- Den Blumentopf stellen Sie raus in den Garten. Platzieren Sie ihn unter das Dach, um ihn im Winter vor Regen zu schützen. Dort lassen Sie ihn bis zum Frühling. Im Frühling, Mitte April, nachdem die Frösten zu Ende sind, stellen Sie den Blumentopf ins Freie und beginnen Sie mit der Begießung. Er soll immer feucht sein. Es ist gut, ihn mit einer Folie zu decken, damit wir die Temperatur und die Feuchtigkeit erhöhen und die Temperaturunterschiede reduzieren.

- Die Samen beginnen im Mai zu keimen. Mitte Juli sind sie schon groß genug, um in kleinere Blumentöpfe einzeln ausgepflanzt werden zu können. Diese lassen wir wieder vom Oktober bis März draußen im Garten, aber so, dass sie vor Regen bewahrt sind. Im Winter begießen wir nicht. Im zweiten Jahr beginnen wir wieder erst Mitte April zu begießen. Im zweiten Jahr sind die jungen Pflanzen schon stark und manche davon werden schon blühen.

- Die Samen können Sie im Oktober oder im November direkt in das Blumenbeet aussäen.

- Selbstverständlich bereiten Sie gut zuerst den Boden, weil Hostas auch feine Samen haben.

Säen Sie im Winter drinnen aus

Die Aussaat von Samen im Winter in die Aussaatboxen ist pflegeintensiver. In der ersten Reihe brauchen Sie den passenden Innenraum, wo sich die Temperatur um 20°C bewegt und wo Sie genug Platz für die Pflanzenpflege haben. Falls Sie keinen Wintergarten oder kein kaltes Treibhaus zur Verfügung haben, werden Sie auch eine spezielle Beleuchtung brauchen. Also, für diesen Typ der Pflanzung sind auch bestimmte Investitionen nötig.

- Verwenden Sie zur Aussaat ein normales Aussaatsubstrat.

- Die Aussaaterde schütten Sie in die passenden Blumentöpfe ein, z.B. mit einem Durchmesser von 10-20 cm. Vor der Aussaat machen Sie die Aussaaterde gemäßigt feucht.

- Der richtige Zeitraum zur Aussaat ist ab Dezember. Säen Sie die Samen im Januar oder Februar aus.

- Säen Sie die Samen auf die Oberfläche der Aussaaterde aus. Sie können die Samen mit ein bisschen Erde bedecken oder bestreuen Sie ein wenig die Oberfläche mit dem feinen Keramsit oder einem anderen wasseraufnehmenden Material.

- Die Hostas keimen in etwa 7-20 Tagen aus, es hängt von der Temperatur und der Feuchtigkeit der Umgebung ab. Zum Keimen brauchen sie kein Licht. Die Temperatur beim Keimen sollte höher sein, ca. 24-25 °C. Es ist günstig, die Blumentöpfe mit einem Plastikdeckel zu decken und so die Feuchtigkeit zu erhöhen. Bespritzen Sie die Oberfläche der Erde minimal einmal täglich mit dem Wasser, damit sie immer feucht bleibt. Falls die Erde austrocknet, keimen die Samen nicht aus. Die Erde soll feucht sein, aber nicht nass.

- Nach dem Aufkeimen können Sie die Temperatur auf 20-22°C vermindern.

- Wenn die Pflanzen die Große von etwa 2cm erreichen, können Sie die Plastikbedeckung auch entfernen.

- Sobald die Samen beginnen zu keimen, ist es nötig, die jungen Pflanzen zu beleuchten. Zur Beleuchtung ist eine spezielle Beleuchtung für die Pflanzen erforderlich. Es sind heute auf dem Markt LED Beleuchtungskörper verfügbar, die zum Wachsen von Pflanzen und zur Pflanzenzucht dienen oder auch spezielle Induktionsröhren zum Wachsen. Gut geeignet sind die Arten der Beleuchtung mit der Leuchtkraft von 6400K und mit der Leistung von 100 -1000 W, je nach der Fläche, die Sie beleuchten wollen.

- Wenn die Pflanzen die Große von 3-4 cm erreichen, können Sie diese in selbständige kleine Blumentöpfe umsetzen und bis Frühling einzeln pflanzen.

- Es dauert gewöhnlich 3-4 Jahre, bis die neue Hosta alle ihre guten und schlechten Eigenschaften zeigt. Deswegen warten Sie und werfen Sie nicht vorzeitig die Pflanzen weg, die Ihnen zu klein, zu groß oder zu fade und uninteressant vorkommen. Es kann passieren, dass gerade diese Pflanzen in drei Jahren zum schönsten Element Ihres Blumenbeets werden.

- Die Hosta-Sämlingspflege unterscheidet si nicht im Grunde von der Pflege der Paprika- oder Tomaten-Saatpflanzen.

Setzen Sie ein paar davon in den Garten oder in den Blumentopf und Sie werden eine originelle Hosta zu Hause haben!

Ergebnis der Hybridisierung - eine eine schöne Sämlinge.

 

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